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Gezwitscher: Unbelievable auf Netflix

Vor ein paar Wochen habe ich den Trailer für eine neue Serie auf Netflix geschaut. Er ist mir lange im Hinterkopf geblieben, aber ich habe mich nicht so recht gewagt, die Serie zu sehen – weil ich wusste, dass das Thema mir unter die Haut gehen würde. Bei gewissen Themen ist es wichtig, sensibel mit ihnen umzugehen. Die gesamte Staffel handelt von diesem Thema in all seinen Facetten – und daher ist eine Triggerwarnung dringend notwendig. Die Wichtigkeit von Triggerwarnungen hebt Elea Brand in diesem Beitrag für die Buchbranche ausführlich hervor.

Bitte beachte die Triggerwarnung. 

Serie: Unbelievable

Originaltitel: Unbelievable

Anbieter: Netflix

Veröffentlichungsdatum: 13. September 2019

 

Die Serie ist für zahlreiche Preise nominiert. 

An Unbelievable Story of Rape 

Unbelievable basiert auf dem mit dem Pulitzer Preis ausgezeichneten Artikel „An Unbelievable Story of Rape“ der Autoren Ken Armstrong und T. Christian Miller. Die beiden Journalisten berichten von polizeilichen Untersuchungen gemeldeter Vergewaltigungen.

Im Vordergrund des Artikels und auch der Serie steht der Umgang mit Marie, einer achtzehnjährigen Frau, deren Fall von den Ermittlern innerhalb weniger Tage als unglaubwürdig beurteilt wurde. Die Ermittler brachten Marie während ihrer Befragung dazu, die Anzeige nicht nur zu widerrufen, sondern auch zuzugeben, sie hätte bei ihrer vorherigen Aussage gelogen. Auf Basis dieses Eingeständnisses wird sie wegen Falschaussage angeklagt. Durch einen Deal ist sie in der Lage, einem Jahr Gefängnis zu entgehen. Die persönlichen Folgen der Vergewaltigung für Marie werden in der Serie Seite an Seite mit den Ermittlungen einer weiteren Vergewaltigung drei Jahre später erzählt. Zwei Ermittlerinnen verfolgen jeweils Vergewaltigungen in Colorado und stellen aufgrund der Ähnlichkeiten ihrer Fälle fest, dass es sich um einen Serienvergewaltiger handelt. Gemeinsam untersuchen und vergleichen sie alle verfügbaren Hinweise und ermitteln schließlich den Täter. 

Die Serie folgt fast wortwörtlich dem Artikel „An Unbelievable Story of Rape“ und erzählt eindrucksvoll und doch unaufdringlich, welchen Unterschied empathische und hartnäckige Ermittlungen machen können. Die Serie dramatisiert nicht, sie beschönigt nicht, sie ist real – und macht sie dadurch nicht nur sehenswert, sondern geradezu unerträglich. Dem Zuschauer werden keine vorgefertigten Schablonen aufgedrückt, vielmehr überzeugt die Serie in ihrer Subtilität und Stille. Die dargestellten Figuren werden zu Menschen – Menschen mit Fehlern, mit Stärken, mit Schwächen.

Menschen, die Fehlentscheidungen treffen. Menschen, die sich für andere Menschen einsetzen. Menschen, die an das Gute im Menschen glauben wollen. Menschen, die enttäuscht werden. Und Menschen, die hoffen, dass man aus den Fehlern, die man in seinem Leben macht, lernt. 

Mehr als eine Akte, ein Erlebnis 

In der Serie hat mich besonders die Darstellung der Polizeiarbeit beeindruckt. In amerikanischen Produktionen ist man als Zuschauer_in so daran gewöhnt, die Über-Menschen zu erleben. Die tollsten Helden und die schrecklichsten Verbrecher. Wilde Verfolgungsjagden. Hinweise, die als falsche Fährten eingestreut werden. Der Tatverdächtige, der früh eingeführt wird. Wir sind so an die Twists, die großen Höhepunkte, die Waffen, die Gewalt, die Alkoholeskapaden, die Partyexzesse, die überkarikierten Figuren, kurzum: die bunte, schillernde, schreckliche, fantastische Gefühlsexplosion gewöhnt, dass die stillen Töne dieser Serie nachwirken. 

Braucht es den Showdown mit dem Täter?

Müssen die Überlebenden denen, die ihnen Unrecht antaten, verzeihen? 

Nein. Die Serie bietet Raum für Realismus. Netflix hat mit Unbelievable eine Serie in Auftrag gegeben, die von starken Frauen getragen wird. Männer werden in dieser Serie zu Nebenfiguren. Frauen werden nicht zu Objekten degradiert, sondern haben Raum – Raum für ihre Gefühle, ihre Überzeugungen, ihre Verletzlichkeit. 

Und Marie – Marie hat die Möglichkeit, den Zuschauer_innen zu zeigen, dass ein Mensch mehr ist als eine Akte und ein Erlebnis. Marie erlebt das, was alle Frauen, die eine Vergewaltigung überlebt haben, fürchten: dass man ihnen nicht glaubt.

Marie und all die anderen dargestellten Frauen geben Überlebenden weltweit eine Stimme. Sie geben Überlebenden ein Gesicht. Sie zeigen, dass jeder Mensch anders handelt, reagiert und empfindet. Und jede Überlebende, gleich ihres sozialen Status, ihrer Größe, ihres Äußeren, ihres Alters, ihrer Vergangenheit, verdient es, dass man sie anhört und dass man ihr glaubt. 

Ein Wort zum Schluss

Ich kann nicht für Überlebende sprechen und ich kann nicht einmal ansatzweise nachvollziehen, welchen steinigen Weg diese Menschen nach einem Erlebnis wie diesem gehen müssen. Aber ich kann mich informieren, anderen Menschen die Möglichkeit geben, ihre Geschichte zu teilen oder auf wichtige Serien und Bücher verweisen. Diese Serie ist eine Möglichkeit, sich mit sexuellen Übergriffen auseinanderzusetzen. 

Aus diesem Grund möchte ich auf meinem Blog unter dem Schlagwort „Feminismus“ Bücher, Serien und Filme teilen, die sich der Gleichstellung der Frau und sämtliche Ziele und Themen zum Gegenstand haben und gesellschaftskritisch diese Inhalte aufarbeiten.

Hast du die Serie gesehen? Wie fandest du sie? Wenn du sie nicht gesehen hast, warum nicht?

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