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Interview mit Heiko Hentschel über „Das hungrige Glas“

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Seit zwei Jahren begleitet Heiko mich und mein Autorinnenleben bei der Schreibnacht, bei meiner Writing Buddy-Gruppe „Brainstormers“ und mittlerweile auch als guter Freund. Um so begeisterter bin ich, dass im August sein Debütroman „Das hungrige Glas“ im Südpol Verlag erschienen ist! 

Heiko Hentschels Buch zu begleiten, ihn zu unterstützen und an seinem Leben teilzuhaben, ist für mich ein Privileg. Ich fühle mich sehr geehrt und bin ihm so, so dankbar für alles, was er tut. Aber bevor ich jetzt anfange zu schwärmen, möchte ich dir die Gelegenheit geben, ihn ein bisschen kennen zu lernen – denn seine Worte klingen viel überzeugender als welche aus meiner Feder!

Ich wünsche dir viel Spaß bei dem folgenden Interview! 

Autor Heiko Hentschel und ich vor seinem Cover. Das leider nicht gut zu sehen ist. Aber ich war so glücklich über das Foto!

Hier geht es übrigens zur Rezension, die ich zu „Das hungrige Glas“ geschrieben habe – mit ganz viel Boogelbie-Liebe.

P.S. In dem folgenden Interview verwende ich Ausdrücke der Boogelbies; ein gekürztes Glossar der genutzten Ausdrücke findest du am Ende des Blogbeitrags.

Heiko Hentschel und „Das hungrige Glas“ 

Francis: Ich bobbele* hier und bin gespannt, dich zu interviewen. Stürzen wir gleich in das Abenteuer! Vor acht Wochen wurde dein Roman „Das Hungrige Glas“ veröffentlicht! Wie fühlst du dich?

Heiko: Du bobbelst? (lacht) Ich zergele* hier seit Minuten an meinen Gitterstäben und bin total nervös. Danke, dass du mich zum Interview eingeladen hast. Puh, wie ich mich fühle? Glücklich, überwältigt, vorfreudig und aufgeregt. Alles gleichzeitig aus verschiedensten Gründen.
Ich bin glücklich über den Start der Buchreihe, überwältigt von der positiven Resonanz, vorfreudig wegen der Sachen, die in den nächsten zwei Monaten anstehen und aufgeregt, weil der zweite Band gerade bei vier verschwiegenen Testlesern liegt. Da müssen wohl noch ein paar zusätzliche Boogelbie-Geräusche erfunden werden, um das alles zusammenzufassen.

Das Hungrige Glas von Heiko Hentschel, und Boogelbie
Das Hungrige Glas von Heiko Hentschel und ein von Oliver F. Lenn modellierter Boogelbie

Als Helene zu Edgar trat, lief dieser zwischen den unzähligen Boogelbie-Käfigen auf und ab. Ausnahmslos alle Kreaturen wupperten vor sich hin und zergelten neugierig an den Gitterstäben. 

Heiko Hentschel: Das hungrige Glas, S. 69. 

Francis: Ich liebe Boogelbies. Sie sehen nicht nur niedlich aus, sie sind einzigartig und nehmen auch eine besondere Rolle in deiner Geschichte ein. Du hast ein eigenes Glossar für Boogelbies und Monster! Wie großartig ist das bitte? Kannst du mir verraten, wie du auf die Idee für Boogelbies und ihre fantastischen Geräusche* kamst?

Heiko: Die Geschichte hinter den Boogelbies ist ehrlich gesagt sehr einfach. Ich brauchte ein Art Sirene für Edgar van Lichtholm, wenn er über die Dächer springt – schließlich ist er die Monster-Polizei. Ich dachte an ein Geräusch, dass ihn stets bei der Jagd begleitet und sein Kommen ankündigt. Und da die ersten Sirenen 1811 noch in den Kinderschuhen steckten, brauchte ich einen Apparat oder lieber gleich ein Wesen, das diese Laute verursacht und ihm bei seiner Aufgabe hilft. So wurden die Boogelbies geboren.
Die Geräuschwelt hat sich später beim Schreiben entwickelt. Häufig fehlten mir die Worte, um zu beschreiben, wie diese Wesen klingen. Unbekannte Geschöpfe sollten unbekannte Geräusche produzieren, dachte ich. Um erstmal weiterzuschreiben, habe ich also Kauderwelsch aus verschiedenen Sprachen zusammengewürfelt und als Platzhalter hingeschrieben. Daraus entwickelte sich ein Sprachmuster, das es bis ins Glossar geschafft hat.

Francis: Moritz, Konstanze, Helene, Edgar, Nathaniel. Du hast deine Figuren mit viel Liebe und einem Blick für Stärken und Schwächen konzipiert. Die Entwicklung welcher Figur hat dir am meisten Spaß bereitet und warum? – ohne die Geschichte zu spoilen, bitte!

Heiko: Uff, eine schwere Frage. Alle Figuren berühren einen besonderen Punkt in mir. Am meisten Spaß hatte ich bei Edgar, denn ich empfinde ihn als die komplexeste Figur. Er ist und bleibt sehr flatterhaft vor meinem inneren Auge. Er schreibt sich aus reiner Freude heraus, denn er hat die Fähigkeit, sich für etwas bis in die letzte Faser zu begeistern. Und es gelingt ihm, etwas Schönes im Schrecklichen zu sehen. Eine faszinierende Eigenschaft.

„Nur Geduld. Ich weiß, dass du gerne eine Antwort auf all deine Fragen haben möchtest, aber das Wichtigste ist jetzt, keine vorschnellen Schlussfolgerungen zu ziehen. Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren.“

Edgar zu Moritz, in: Heiko Hentschel: Das hungrige Glas, S. 93. 

Heiko Hentschel, ich und sein fantastisches Cover
Ein Foto mit Heiko - und seinem fantastischen Cover!

Heiko Hentschel – der Mensch hinter dem Buch

Francis: Du hast die Illustrationen und das Cover in deinem Buch selbst übernommen und alles ist so wunderschön! Was bedeutet es für dich, dass der Südpol Verlag dir die Freiheit gegeben hat, deine Kreativität auszuleben? Magst du mir ein wenig über die Zusammenarbeit berichten?

Heiko: Ganz ehrlich, es ist ein Geschenk! Ich bin sehr glücklich, dass ich die Verlagsleitung mit meinen Zeichnungen überzeugen konnte. In meinem täglichen Job als Zeichner in Hamburg kennt man mich zwar, aber für den Südpol Verlag war ich ein unbeschriebenes Blatt. Ich habe mich also ganz klassisch in eigener Sache mit einer kleinen Zeichenmappe „beworben“, wenn man so will. lacht
Nach der Zusage durfte ich ein paar Vorschläge für ein Cover machen – mit Ausblick auf alle drei Bücher. Die Gestaltung für Band 1 und 2 hatten wir schnell, nur der dritte Band sträubte sich (was eindeutig daran lag, dass er zuerst geschrieben werden wollte).
Als das finale Cover für das erste Buch vorlag, kam der Wunsch auf, eine Vignette zu Beginn jedes Kapitels zu zeigen und eine Karte der Stadt auf dem Vorsatzpapier zu präsentieren (zur Orientierung in der Welt). Beides habe ich so gestalten können, wie ich es wollte. Ich hatte komplett freie Hand.

Francis: Das hört sich toll an und freut mich sehr! Du warst kürzlich das erste Mal als veröffentlichter Autor auf der Frankfurter Buchmesse – hat sich das anders angefühlt? Kannst du ein paar Highlights verraten?

Heiko: Oh, ja, das war toll! Und es hat sich tatsächlich anders angefühlt. Ich meine, ich konnte an einem Stand in Halle 3.0 vorbeischlendern und dort mein Buch, das Teil, an dem ich neun Jahre herumgedoktert habe, bewundern. Das ist schon ziemlich nah dran an einem perfekten Tag – ach, was sag ich, an einer perfekten Woche!
Meine Highlights waren die Treffen mit den Mitgliedern des Schreibnacht-Forums und meinen Writing Buddies, den Brainstormers. Außerdem der Tag mit meinem Freund, der zum ersten Mal die Buchmesse besucht hat und – natürlich! – die Signierstunde am Verlagsstand am Samstag. Die Höflichkeit der Kinder hat mich umgehauen! Ich kann mich nicht erinnern, je so wohlerzogen gewesen zu sein. Äh, nein, bestimmt nicht.

Ich habe ein wenig in Heikos Tweets gestöbert, da ich mir sicher war, dort Zeichnungen gesehen zu haben … ich liebe seinen Stil! So, so sehr! 

Heiko Hentschel und das Schreiben

Francis: Du bist als Autor da, natürlich haben die Kinder Respekt vor dir. Hätte ich auch! Ich meine, da steht ein Buch mit deinem Namen drauf! Wow. Zum Glück kenne ich dich schon etwas länger – zwei Jahre, online und offline. Aber ich habe immer noch keine Ahnung, wie dein Schreibprozess aussieht! Könntest du mir erläutern, wie eine Schreibsession typischerweise bei dir abläuft?

Heiko: Bislang verlief keines meiner Schreibprojekte gleich (vermutlich sieht der Prozess deshalb etwas undurchsichtig aus).
Mein erstes Buch habe ich bis ins kleinste Detail geplant. Jeder Dialog, jeder Blick, jede Geste war durchgetaktet, bevor ich den Roman angegangen bin. Das zweite Buch war ein Blindflug, bei dem ich nur den Anfang und das Ende kannte. Der dritte Band war eine Mischung und hat mich durch seine emotionale Schwere überrascht – die habe ich nicht kommen sehen. Und die Kurzgeschichte, die ich als Weihnachtsgeschenk für die Fans des ersten Buches geschrieben habe, hat mein Schreiben dahingehend auf den Kopf gestellt, dass ich sie komplett in der Gegenwartsform geschrieben habe und alles nachträglich in die Vergangenheit setzen musste. (Manchmal macht mein Kopf Sachen, die ich nicht erklären kann.)
Die einzige Konstante bei alledem ist absolute Stille. Sobald mich etwas ablenkt, bin ich raus. Und Zeit natürlich. Ich nehme mir frei, um aktiv zu schreiben. Nach oder neben der Arbeit zu schreiben bekommt mir nicht, denn da ist mein Kopf nicht leer, um die Geschichten ablaufen zu lassen. Ich hoffe, das beantwortet deine Frage … ein wenig. 😉

Francis: Bevor ich ins Rooteln* verfalle, wie das bei Schreibtipps häufiger der Fall ist, lass uns weitermachen. Wenn du jungen Autor_innen einen einzigen Tipp geben könntest, welcher wäre das?

Heiko: Ich merke schon, du bist voll in der Boogelbie-Welt drin. (lacht) Einen einzigen Tipp … das wird schwer … okay, ich hab was:

Hört nicht auf die Stimme in eurem Kopf, die sagt, dass ihr das nicht könnt. Sie versucht euch nur klein zu halten. Lest viel, schreibt viel und beides mit Lust und Leidenschaft.

Nach dem Buch ist vor dem Buch – Was erwartet uns in Band 2? 

Francis: Ich hab dir gesagt, ich liebe Boogelbies. Zum Glück sind sie so wichtig, die kannst du aus den Folgebänden nicht streichen. Apropos: Nächstes Jahr erscheint der zweite Band der Glas-Trilogie. Worauf dürfen deine Leser_innen gespannt sein? Was erwartet uns?

Heiko: Oha, die schwerste Frage von allen. (lacht) Ich sage nur drei Worte: Viel, viel Mock.

Francis: Vielen lieben Dank für das Interview! Es war mir eine Freude, dich auszuhorchen, und jetzt stürze ich mich in dein … äh, mein Manuskript.

Heiko: (lacht) Ganz herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Es hat mir viel Freude gemacht. Viel Erfolg mit meinem … äh, deinem Manuskript. 😉

Das war es zunächst von mir. War ja auch vorerst genug, oder? Falls nicht, frag mich!
Das Hungrige Glas von Heiko Hentschel
Hier geht's zur Rezension von "Das hungrige Glas" von Heiko Hentschel.
Boogelbie und Buch
Boogelbie und Buch. Kannst du diesem Monster widerstehen?

Gewinnspiel

Jetzt noch zu etwas Besonderem: Ich verlose unter allen Kommentaren, die bis Freitag, 15. November 2019, hier eingehen, vier Briefumschläge mit Postkarten zu den fantastischen Monstern aus den Büchern – signiert von Heiko! Er hat mir die Postkarten freundlicherweise zur Verfügung gestellt. 

Also: Hinterlasse einen Kommentar und sag mir, welches Monster dich besonders beeindruckt hat oder welches von Heikos Monstern du gerne kennenlernen möchtest! 

(Edit. Die Gewinner wurden informiert und die Postkarten versendet. Danke für die Teilnahme!)

Kleines Boogelbie-Glossar

In „Das Hungrige Glas“ nutzen die Boogelbies eine eigene Geräuschkulisse. In diesem Interview habe ich einige Begriffe verwendet. Die Begriffe sind echt eingängig! In gekürzter Version bedeuten die drei genutzten Begriffe folgendes:

Bobbeln = „Freudige Auf- und Abbewegung“ (S. 330)
Rooteln = „Selbstgespräche unter Boogelbies“ (S. 331)
Zergeln = „Neugierig an den Gitterstäben nagen“. (S. 332)

Für eine vollständige Liste mitsamt langer Erklärung verweise ich vertrauensvoll auf Heikos Hentschels „Das Hungrige Glas“ – und die Liste mit Boogelbie-Geräuschen, S. 330ff.

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Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Emma

    Hach, ich durfte das Buch ja schon mal sehen und bin begeistert, mit wie viel Begeisterung du davon sprichst und wirbst 😀 – so langsam muss ich die Boogelbies auch endlich kennenlernen! Deshalb versuch ich mal mein Glück, auch wenn ich noch keine anderen von den Monstern kenne.

    1. Francis Behrend

      Meine Boogelbie-Liebe scheint wirklich durch! Aber auch die anderen Monster sind sehr spannend und die Geschichte ist definitiv eines der Highlights meines Jahres. Ich kann nur raten: Nimm dir die Zeit, sie kennenzulernen – es lohnt sich!

  2. Alexa

    Ich sollte diese Boogelbies wohl kennenlernen, ansonsten könnte ich ja gar nicht mitmachen aber dein Beitrag ist sowas von klasse und ich liebe schöne Postkarten #postkartenliebe LG aus Hamburg Alexa

    1. Francis Behrend

      Und es sind so tolle Postkarten! Versprochen! 🙂

  3. Dani

    Ein sehr schönes Interview
    Faszinierend fand ich ja den Götzen und wie es dazu kam, dass Moritz und Edgar ihn ‚entlarvten‘ (mir fällt grade keine bessere Beschreibung ein ). Und super süß sind natürlich die Boogelbies und echt interessant zu lesen, wie Heiko sie entwickelt hat
    LG aus Österreich Dani aka Zaje xD

    1. Dani

      (anscheinend wurden meine Smileys nicht übernommen, jetzt sieht das voll unfreundlich aus, sorry dafür ^^“)

      1. Francis Behrend

        Ja, der Götzen war auch sehr spannend! Vielen Dank für dein Kompliment, ich hab das Interview auch sehr genossen! 🙂

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